In aller Munde – Industrie 4.0
In den letzten Monaten ist vor der Begriff Industrie 4.0 in aller Munde. Doch was soll das sein? Ein Blick in die zahlreichen Quellen und Definitionen offenbart einige wichtige Gemeinsamkeiten. Es geht vor allem um Automatismus und Echtzeitvernetzung von Produktion und Wertschöpfungsnetzwerken (grob vereinfacht). Das heißt, es wird mehr Prozesse in Arbeitsabläufen geben, die integriert sind, die durch Technik unterstützt ist, mehr Maschine-zu-Maschine-Kommunikation über das Internet. Sichtbar ist diese Entwicklung heute schon durch die Saugroboter und Drohnen. In Japan gibt es bereits Hotels, in der keine Menschen mehr am Empfang sitzen. Gleichzeitig wird die Vernetzung unserer Arbeitswelt noch mehr zunehmen. Wir sind mitten in dieser Bewegung und der Mensch wird mehr und mehr die Rolle des Koordinators der Netzwerke und der automatisierten Prozesse wahrnehmen.
Was bedeutet das für die Arbeitswelt von morgen?
Was bedeuten zunehmende Automatisierung und Vernetzung für unsere Arbeitswelt, für die Karrieren und Jobs? Eine Untersuchung von der Ing-Diba hat u.a. die Folgen der Automatisierung für den deutschen Arbeitsmarkt untersucht. Hier wurden Szenarien entwickelt, die zeigen, dass es deutliche Wandel in den Berufen und Berufsfelder geben wird. Einige Berufe fallen einfach weg bzw. sind durch die Automatisierung vom Aussterben bedroht. Interessanterweise sind das vor allem serviceorientierte Jobs und Berufe wie Bürokräfte, ungelernte Hilfskräfte, Auskunft in der Kundeninformation, Zustelldienste, Verkäufer, Kassierer, Berufe in der Gastronomie, Fahrer (siehe fahrerlose U-Bahnen) von öffentliche Verkehrsmitteln, Berufe in der Lagerwirtschaft um nur einige zu nennen. Das heißt, es scheint, als ob ganze Karrierewege versickern werden. Die gute Nachricht ist, spezialisierte Berufe und Expertenwissen wird weiterhin benötigt und Berufe mit hohen Anforderungen und Spezialisierungsgrad sind weiterhin gefragt und nicht akut von Automatisierungsszenarien bedroht. Und das heißt auch das Bildung und eine gute Ausbildung umso bedeutender werden.
Zur zunehmenden Vernetzung zitiere ich Tim Cole (Buchautor und Vordenker), den ich neulich in einem Vortrag mit dem Titel „Feierabend war gestern, Arbeit 2.0“ erleben und genießen durfte. Er schreibt:
„Die immense Beschleunigung aufgrund von digitaler Vernetzung verändert die Arbeitswelt massiv. Der vernetzte Arbeiter arbeitet wann und wo er will, hat dafür aber nie „Feierabend“. Nicht jeder wird dieses Tempo mitgehen können. Aufgabe der Gesellschaft wird es sein, denjenigen zu helfen, die sich von der digitalen Veränderung überfordert fühlen. Aufhalten lässt sie sich aber nicht. Der vernetzte Arbeiter hat niemals „Feierabend“, er kommuniziert fortgesetzt mit Freunden und Arbeitskollegen, mit Kunden oder Vorgesetzten, ohne einen festgesetzten Zeitrahmen, der die berufliche strikt von der privaten Kommunikation trennen würde. Als echter „Homo digitalis“ schreibt er rund um die Uhr Mails und erwartet ohne Rücksicht auf Zeitzone oder Betriebszeiten eine Antwort, und das möglichst „subito“ oder „asap“. Diese Flexibilität hat natürlich ihren Preis. So ist in einer solchen Arbeitswelt die herkömmliche Festanstellung möglicherweise ein Auslaufmodell.“
Diese Entwicklung mag bedrohlich erscheinen, „was kein Feierabend mehr?“. Nur zeigt dieses Szenario auf, wie sich die Strukturen unserer Arbeit ändern, wie wir mehr projektbezogen und flexibel kommunizieren und die Orte, wo wir uns treffen und austauschen variabel sind, d.h. der klassische Büroalltag ist eventuell bald ein Relikt aus alten Tagen.
Was bedeutet diese Entwicklung ganz konkret für mich und die Karriere?
Es hängt davon ab, ob jemand in einer Festanstellung oder selbstständig als Unternehmer oder als Freelancer arbeitet. Dann ist zu schauen, wie tickt die Firma, in der Ihr arbeitet und welche Kultur existiert da. Sicher ist, dass Startup, Firmen, in denen viele junge Leute arbeiten, oft weiter mit der Digitalisierung und Vernetzung sind. Eine pauschale Antwort ist dennoch schwierig zu formulieren, jedoch gibt es einige wichtige Erkenntnisse:
- eine gute Ausbildung ist eine Basis und wichtig, einen guten Einstieg zu schaffen
- die Auswahl des Berufs sollte die Entwicklung der Automatisierung berücksichtigen
- unsere Berufe werden sich auch weiterhin wandeln und verändern, d.h. es ist fast schon erforderlich offen zu bleiben, sich weiterzubilden und weiter zu entwickeln
- die Anforderungen an die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit werden weiter steigen
- es werden neue Berufe entstehen, die wir heute noch gar nicht kennen und daher wird der Verlust der bisher bekannten Berufe ausgeglichen werden
- die digitale Vernetzung ermöglicht uns viel Freiheit in der Arbeitsgestaltung und gleichzeitig bedroht sie unsere Ruhephasen, d.h. hier ist wichtig, dass jeder einen für sich gesunden Umgang übt und lebt
„Love what you do!“ Coaching & Karriereberatung, Steffen Liebener. Auch auf der Stick & Stones unterwegs. 13. Juni 2015, von 10-18 Uhr
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